In der Adalbertstraße 53 in Berlin-Mitte entsteht ein Neubau für eine vierzügige Grundschule, um dem wachsenden Bedarf an Grundschulplätzen in der nördlichen Luisenstadt gerecht zu werden.
Am 21. Juni 2023 tagte das Preisgericht zum einphasigen, nichtoffenen und anonymen Kunst am Bau-Wettbewerb im Zusammenhang mit dem Neubau einer Grundschule in der Adalbertstraße 53 in 10179 Berlin. Der Bau entsteht im Rahmen der Berliner Schulbauoffensive II.
Zur Teilnahme an dem Wettbewerb wurden die Künstler*innen Caroline Bayer, Ahu Dural, Cécile Dupaquier, Stef Heidhues, Lucas Odahara, REINIGUNGSGESELLSCHAFT, Mandla Reuter, Nina Schuiki, Benedikt Terwiel und Simone Zaugg eingeladen. Unter Vorsitz der Künstlerin Katrin Glanz und nach umfänglicher Diskussion sprach das Preisgericht eine Realisierungsempfehlung für den Entwurf „Wo die wilden Tiere wohnen“ der Künstlerin Stef Heidhues aus.
Reale Wildtiere, die in Berlin zu Hause sind, verschmelzen räumlich und materiell in dieser Arbeit mit Objekten des urbanen Raumes. Mit diesen in pures Aluminium ausgeführten Skulpturen werden spielerisch und mit großer Leichtigkeit Verknüpfungen hergestellt zu verschiedenen Themen wie Ökologie, Natur und Kultur bis hin zur Geschichte der Teilung der Stadt Berlins.
Dem Preisgericht gehörten folgende stimmberechtige Preisrichter*innen an: die Künstler*innen Sarah Ama Duah, Katrin Glanz, Antonia Hirsch, Candy Lenk sowie Benjamin Frist, Bezirksstadtrat für Schule und Sport im Bezirk Mitte, Joachim Bädelt, Leiter des Referats Bildung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohne sowie Olaf Busse, aim Architekten. Die zehn teilnehmenden Künstler*innen wurden im Rahmen eines vorgeschalteten berlinweit offenen und nicht anonymen Bewerbungsverfahrens ermittelt.
Die Auswahl erfolgte durch den Auslober auf Empfehlung eines Beratungsgremiums, dem folgende drei Kunstsachverständige angehörten: Marina Naprushkina, Kai Schiemenz, Penelope Wehrli sowie Julia Sossinka als stellvertretende Fachberaterin. Es handelt sich hierbei um ausschließlich praktizierende Künstler*innen.
Auszug Konzept:
Der künstlerische Vorschlag sieht eine Skulpturengruppe von vier auf dem Schulgelände verteilten Skulpturen vor. Diese zeigt in Berlin vorkommende Wildtiere, die jeweils in Kombination mit urbanem Mobiliar oder vermeintlich temporären oder provisorischen Konstruktionen auftreten. In ihren Dimensionen entsprechen die Skulpturen den realen Tieren und Objekten und sind über das Außengelände und im Schulgebäude verteilt, so dass sie sowohl identitätsstiftend wirken können, als auch als Sammel- oder Treffpunkte dienen. Die Skulptur auf dem Vorplatz vor dem Haupteingang beinhaltet zudem ein Straßennamenschild. Es weist in Richtung des Engeldamms, wo, etwa 200m südlich des Standorts der Grundschule, die Mauer verlief, und ist beidseitig mit den Worten Verbindung / Teilung beschriftet.
Durch Ausdehnung der urbanen Räume und die damit einhergehende Verknappung der natürlichen Lebensräume überschneiden sich die Lebensräume von Mensch und Tier immer mehr. Laut Wildtierstiftung zählt Berlin mit rund 230 Wildtierarten zu den artenreichsten Metropolen der Welt. Im urbanen Alltag stellt die Überschneidung der Lebensräume immer wieder eine Herausforderung dar.
Der Entwurf „Wo die wilden Tiere wohnen“ erweckt Neugier und Interesse für die Tiere, mit denen Berliner*innen ihre Lebensräume teilen. Gleichzeitig vermitteln die Werke den Schüler*innen die Erhabenheit von Tieren und können ein Bewusstsein für die Umstände schaffen, die dieses urbane Zusammenleben bedingen.
Auszug Konzept:
Die große Treppe im Hauptfoyer der Schule soll ein Geländer aus unterschiedlichen Geländerstäben Berliner Wohnhäuser gefertigt werden. Es soll um das Treppenauge der Haupttreppe vom Erdgeschoss bis in den dritten Stock laufen.
Die Vorlagen für die Stäbe stammen aus einer Drechslerei, die seit fünf Generationen in Berlin Mitte ansässig ist – heute in unmittelbarer Nachbarschaft zur Schule. Jede Strebe wurde dort in den vergangenen 100 Jahren eigens für eine spezifische Berliner Treppe gestaltet. Aufwändig gearbeitete Stücke für das Vorderhaus, weniger verzierte und schlichtere für den Seitenflügel und billige für das Hinterhaus. Die Adressen sind zum Teil noch auf den Fertigungsmustern verzeichnet. Beim Geländer in der Schule sollen diese Adressen durch Aussparungen in der Lackierung sichtbar bleiben, sodass der Ortsbezug hergestellt und nachvollzogen werden kann.
Auf diese Weise verknüpft der Gang entlang des Geländers die Schule mit unzähligen unterschiedlichen Orten der Stadt und der Nachbarschaft, aus der die Schüler*innen kommen. Es schafft Verbindungen zu Häusern, die unter Umständen bekannt sind, genauso wie zu unbekannten Gebäuden oder solchen, die heute nicht mehr existieren, weil sie im Umbau der Stadt ersetzt oder durch den Krieg zerstört worden sind.
Die Arbeit verweist auf die räumlichen wie zeitlichen Schichten der Stadt, die von heute, über ihre Zerstörung bis in die Gründerzeit reichen und schafft insbesondere zahlreiche Anknüpfungspunkte in die bewegte Geschichte der Luisenstadt. Die Unterschiedlichkeit der einzelnen Stäbe sowie deren unregelmäßige Anordnung im Geländer stehen dabei sinnbildlich für die Vielfältigkeit von Gebäuden, ihren Bewohner*innen und deren individuellen Geschichten.
Auszug Konzept:
Der Entwurf „Wassertropfen“ bespielt das Treppenhaus des Schulgebäudes mit transparenten Skulpturen, die in ihrer Form und Ästhetik an groß skalierte Wassertropfen erinnern. Diese scheinen sich in unterschiedlichen Formen von der Decke zu lösen und in den Raum hinein zu tropfen. Die Formen der Skulpturen zeigen Momentaufnahmen verschiedener physikalischer Zustände der Tropfenbildung, so wie diese tatsächlich in der Natur vorkommen. In dem Entwurf scheinen die Tropfen für einen Moment inne zu halten, bevor sie sich zu neuen Formen transformieren und sich im ewigen Kreislauf des Wassers weiterbewegen.
Der Entwurf nimmt durch das Element Wasser ein historisches Detail der Umgebung auf und will so die wechselvolle Geschichte des Stadtquartiers wieder an die Oberfläche zurückbringen: In unmittelbarer Nähe des Schulstandorts floss einst der Luisenstädtische Kanal, der die Spree mit dem Landwehrkanal verband und das heutige Erscheinungsbild geformt hat.
Die Bespielung des Schulgebäudes mit dem Element Wasser soll die Natur und ihre Koexistenz mit dem Menschen in den Mittelpunkt stellen: Wasser, als grundlegendes Element des Lebens, ist immer in Bewegung, in einem ewigen Kreislauf, bei dem kein Tropfen verloren geht.
Auszug Konzept:
26 Lentikular-Wechselbilder stellen das ABC in Wort und Bild dar. Die Kippbilder sind „untertitelt“ mit reliefartigen Brailleschrift-Punkten aus Beton-Halbkugeln, so dass die Wörter auch in Blindenschrift ertastet werden können. Direkt im Foyer werden die Nutzer*innen und Besucher*innen der Grundschule in der Adalbertstraße 53 von den ersten Lentikular-Bildern empfangen und anschließend in den öffentlich zugänglichen Bereichen der Schule visuell und haptisch durch das gesamte ABC geführt. Das Alphabet kann auf diese Weise von allen Schüler*innen und Besucher*innen der Grundschule auf ihren Wegen durch die Räume der Schule mit verschiedenen Sinnen erlebt, be- griffen und spielerisch erlernt werden.
Die 26-teilige Bild-Wort-Intervention aus großformatigen Lenitkular-Bildern (75 x 100 cm) und die dazugehörige Übersetzung in haptische Punktschrift werden ergänzt mit einer Spiel-Box bestehend aus einem Memory-Spiel und einer pädagogischen Begleitpublikation. Beide, Spiel und Heft, sind altersspezifisch konzipiert und in einer hochwertigen und beständigen Ausführung gestaltet. Die Kinder festigen und erweitern im spielerischen Lernprozess ihr Wissen und verknüpfen Worte kreativ, partizipativ und lebensnah mit ihren Interessen.
Durch das Spiel und den Pool an Anregungen und Ideen für das pädagogische, interdisziplinäre Schaffen wird die künstlerische Arbeit der Lentikular-Bilder zu einer partizipativen und integrativen Intervention, die sich mit dem Alltag der Kinder und der Schule verbindet.
Auszug Konzept:
Übergroße, sich überlagernde Silhouetten von Berliner Wildpflanzen er- scheinen in der Mensa als Wandbehang und im Mehrzweckraum des Schulgebäudes als sich geschichteter Vorhang vor einer etwa 12 m langen Fensterfront. In unterschiedlichen Grüntönen, Formen und Texturen finden sich im Motiv unterschiedliche Berliner Wildpflanzen zu einem Ganzen zusammen.
herba nimmt einerseits Bezug zur botanischen Geschichte des Ortes. Gleichzeitig kann herba als Metapher der Vielfalt des Lebens gelesen und als Bild auf die Schüler*innen übertragen werden. Jede Pflanze hat ihre eigene Stärke. In unterschiedlichen Formen und Eigenschaften leben sie in einer Gemeinschaft zusammen. herba zeigt exemplarisch verschiedene essbare Wildpflanzenarten, die alle im Berliner Stadtbild zu finden sind.
Schüler*innen können diese Pflanzen auf ihrem täglichen Schulweg am Wegesrand oder in Grünanlagen entdecken. herba lädt dazu ein, ein Bewusstsein für ihre Existenz zu entwickeln und sie als Ressource nutzen zu können: Viele heimische Wildpflanzen sind essbar und sehr nährstoffreich. Sie können in der Küche verwendet werden und zu einer gesunden Ernährung beitragen. Einige Pflanzen haben gleichzeitig eine heilende Wirkung und können als Hausmittel eingesetzt werden.
Auszug Konzept:
Wettertorheit ist ein Folly in mehreren sich ergänzenden Teilen, die auf technischer als auch auf inhaltlicher Ebene miteinander in Beziehung stehen und den BesucherInnen der Schule auf visuelle und taktile Weise die Klimata von verschiedensten Orten auf der Erde in Echtzeit vermitteln.
Der äussere Teil der Arbeit nimmt direkten Bezug auf die Architektur von Bruno Fioretti Marquez und die Art ihrer Konstruktion. Einige der Fertigbauelemente des Gebäudes in der Adalbertstraße 53, drei Stahlbetonstützen und drei bis vier Fassadenreliefe werden für Wettertorheit direkt übernommen bzw. nachgebaut und an einem geeigneten Ort an der Südwestseite des Schulgeländes installiert.
Das scheinbar unfertig belassene der Konstruktion erinnert zum einen an die Errichtung des Gebäudes selbst, zum anderen visualisiert sie dessen bauliche Konzeption. Der Bau, der auch an einen Planungsfehler oder eine Bauruine erinnern könnte, wird durch Pflanzenbewuchs sowie durch die daran angebrachten technischen Elemente konterkarikiert und nutzbar gemacht. Er erhält die praktische Funktion als Wuchshilfe für Pflanzen und als Energielieferant für Wettertorheit im Inneren des Schulgebäudes. Dies ermöglicht eine rechnerische Autarkie vom öffentlichen Stromnetz. Zudem entsteht ein von Straße und Müllraum abgeschirmter Rückzugsort.
Die inneren Teile der Arbeit nehmen u.a. Bezug auf die Internationalität der Stadt und die Herkunftsländer ihrer Bewohner, die von der ganzen Welt kommend, in Berlin leben und z.T. in der Schule repräsentiert sind.
Die im und um das Foyer herum gruppierten Elemente bestehen aus einem LED Schriftzug mit dem alle 24h wechselnden Namen einer Stadt im Windfang der Schule und licht- und klimatechnischen Elementen, die im Foyer und Treppenhaus installiert sind. Sie stellen eine fragmentierte Simulation des aktuellen Wetters der auf dem Display genannten Stadt dar. Die Städte werden per Zufallsprinzip ausgewählt.
So entsteht ein für Kinder wie Erwachsene nachvollziehbares Spiel zwischen der, mithilfe der Sonne in Berlin gewonnenen Energie und deren Übersetzung in eine taktil und visuell erfahrbare Wettersimulation von verschiedensten Orten. So wird jeder Besuch in der Schule zu einer direkt erfahrbaren Reise an einen anderen Ort auf der Erde.
Auszug Konzept:
Die raumgreifende Installation Neu Hier ist entworfen für das Foyer, dem Ort des Eintretens, der Begegnung und der Pausen. Die Idee dazu nimmt ihren Ausgangspunkt in der komplexen Wechselbeziehung zwischen architektonischem und sozialem Raum, lotet Berührungspunkte aus und erstreckt sich über die Innenfenster und die Bodenfläche. Durch subtile architektonische Eingriffe und Bilder, die direkten Bezug auf die gebäudeeigenen Architekturen nehmen, möchte ich dazu ermutigen, das Gefühl des Neu-Seins in seiner ganzen Bandbreite wahrzunehmen.
Neu Hier beginnt an den Innenfenstern des Eingangsbereichs, durch die Licht von außen nach innen dringt und zeigt, dass die Schule kein hermetischer abgeschlossener Raum ist, sondern mit dem Stadtraum und der unmittelbaren Umgebung in Verbindung steht. An den Fenstern werden Glasmalereien angebracht. Sie zeigen Sterne, die von Händen gehalten werden. Die Arbeit setzt sich in einer Bodenzeichnung im Raum fort. Die Sterne werden durch das Licht von außen auf den Boden geworfen.
Im direkten Bezug auf die architektonischen Proportionen erzeigt die Rauminstallation ein Gefüh, dass das Gebäude selbst in Bewegung versetzt und neue, spielerische Formen der Navigation ermöglicht. Wenn man den Boden betritt, erinnert die Zeichnung an Kinderhüpfspiele und lädt dazu ein den ganzen Raum zu erforschen.
Wie finden wir Orientierung und Halt an diesem Ort, welche neuen Wege und Räume können wir uns darin erschließen? Von was wird hier geträumt? Was sind die Berührungspunkte zwischen persönlichen und kollektiven Erinnerungen? Welche verschiedenen Formen des Miteinanders werden hier möglich sein?
Auszug Konzept:
Für die beiden Salons im ersten und zweiten Obergeschoss werden zwei großflächige, abstrakte Wandbilder geschaffen. Sie bestehen aus farbigen Plastikflaschenverschlüssen. Die bunten Flaschenverschlüsse stammen von einer Sammelaktion an einem Atlantikstrand in Ghana durch eine ehrenamtliche Initiative. Die Wandbilder bestehen aus 6.728 Flaschenverschlüssen. Dies entspricht der Entfernung in Kilometern zwischen dem Strand in Ghana und der Grundschule in der Adalbertstraße in Berlin- Kreuzberg. Die Anordnung der farbigen Flaschenverschlüsse verschmilzt zu einer rhythmischen Komposition, die zum Entdecken einlädt. Auf den Oberflächen der Plastikverschlüsse lassen sich teilweise die Herkunftsorte bestimmen. Jedes der modularen Wandbilder ist ein Unikat, so wie jede Schülerin und jeder Schüler einzigartig ist.
Die Wandgestaltung schafft eine freundliche, lebensbejahende und vielfarbige Atmosphäre, die Neugierde weckt und globale Zusammenhänge von Konsum und Umweltzerstörung ästhetisch erlebbar macht. In der neuen Grundschule Adalbertstraße 53 werden Kinder mit verschiedenen kulturellen Hintergründen zur Schule gehen und ihre Sicht auf die Welt entdecken lernen. Gerade vor dem Hintergrund von weltweit anhaltender Umweltzerstörung, Artensterben und des Klimawandels wird eine heranwachsende Generation Antworten und Wege finden müssen, um die existentiellen Herausforderungen zu meistern.
Mit der Reinigung des Strandes in Ghana von Plastikmüll wollen ehrenamtliche Umweltschützerinnen und – schützer in Westafrika auf die Gefährdung der vom Aussterben bedrohten Meeresschildkröten aufmerksam machen, die den Küstenabschnitt nutzen, um an Land ihre Eier abzulegen. Neben dem Kunstwerk aus recyceltem Plastikmüll soll eine 70 x 100 cm große Informationstafel über das Leben und den Schutz gefährdeter Meeresschildkröten aufklären.
Auszug Konzept:
Die dreiteilige Skulpturen-Gruppe Blaupause verbindet spielerisch Gegensätze miteinander und löst sie mit einem breiten Grinsen auf. Scheinbare Gegenpole wie Wasser und Land, Ost und West, Monarchie und Anarchie, Fisch und Katze, Flosse und Pfote, Schuppen und Fell werden zueinander in Beziehung gesetzt.
Dafür müssen die blauen Figuren nicht „aufeinander hocken“, nicht „nebeneinander herlaufen“. Sie markieren selbstbewusst durch kongruente Positionen (jeweiliger Mauerabschnitt der Vorhöfe) und optische Merkmale (Farbe Blau und Emoticons) ihre Verbundenheit und Absicht zusammen zu gehören. Fisch und Katze wissen am besten: Zusammen sind wir mehr, als die Anzahl unserer Teile. Die Pfote ist eine Handreichung, denn es erfolgt keine direkte Berührung trotz Spiralfeder, sondern eine Animierung zum Gedankenspiel: Was wäre wenn? Wird dem Fisch gewinkt? Wird er bald gefangen, oder demonstriert die Pfote sogar die überwindbare Auflösung der räumlichen Trennung?
Die stadthistorische Einbettung der Objekte, bestehend aus zwei Tierfiguren und Pfote, erfolgt auf Basis der Farbe Blau. Sie gibt dem Projekt einen historischen, ästhetischen und inhaltlichen Rahmen. Die Installation spiegelt Gemeinsamkeiten und Gegensätze der historischen Luisenstadt (benannt nach Königin Luise) und dem legendären Stadtteil Kreuzberg 36, durch Verwendung eines zeitgenössischen Berliner Blaus, wieder. Der finale Ton wird nämlich nuanciert mit Verkehrsblau (RAL 5017) oder Himmelblau (RAL5015), wodurch Rotstichigkeit (wie bei einem Königsblau) reduziert wird. Diese Nuancierung bildet eine harmonische Ergänzung zum Farbton des Fassadenreliefs im Erdgeschoss.
Zwei aneinander angrenzende Stadtteile — lange Zeit durch Mauerbau, Mauertrennung und Mauerfall geprägt — werden durch Blautöne und seine Trägertiere vereint. Figur, Farbe und Positionierung auf und an Mauer, deuten hinweisartig auf die Existenz ursprünglicher Wasserwege. Der Verlauf des Luisenstädtischen Kanals bis hin zur Spree, bildete gleichzeitig den Verlauf der Berliner Mauer.
Das Ensemble aus zwei Tierfiguren und Pfote soll jeden Betrachtenden — ob groß, ob klein — mit einem Lächeln anstecken. Ein beflügelndes Lachen bringt Barrieren im Tempo eines Dominoeffekts zu Fall. Es überträgt sich wie beim Abpausen von Papier zu Papier, es wandert fließend von Mensch zu Mensch. Katze, Fisch und Pfote bilden die Ankerpunkte für diese Blaupause. Sie symbolisieren ihre Botschaft mit Verknüpfung von Smiley-Gesichtern auf Körper und einer Formensprache, die organischer und cartoonartiger Natur ist. Dieses Verhältnis soll Selbstbewusstsein mit Humor zusammenbringen.
Auszug Konzept:
Schwuppdiwupp ist ein Konstruktionsspiel, das den Kleinen und Großen an der Schule – sei es bewusst oder unbewusst – Lust vermitteln soll zu entdecken, sich zu wundern, wiederzuerkennen und zu begreifen. Es handelt vom Auftauchen eines lichtblauen Phänomens und geschieht in Gestalt von Bewegungslinien an verschiedenen Stellen, in unterschiedlichen Zusammenhängen und unter jeweils anderen Bedingungen.
Schwuppdiwupp findet in drei Etappen statt. Zuerst steigt es auf dem Vorplatz als freistehende Säule empor, umfasst sodann mit einer Umarmungsgeste den Pfeiler im Foyer und schlängelt sich schließlich an der Wand des Treppenhauses nach oben. Die Säule auf dem Vorplatz steht – mit ihrer dynamisch aufsteigenden Form in Einzelgliedern – für eine Entwicklung in Phasen, für ein Großwerden in Schüben und für die Orientierung nach dem Licht. Auf der Suche nach dem Gleichgewicht erwächst dadurch auf abstrakte Weise ein menschliches Rückgrat. Wie ein von Geisterhand geworfenes kurzes Lasso umschlingt das kleine Teilstück im Foyer den Pfeiler. Als hätte es zwei Arme, als hielte es sich fest, als wollte es nie mehr loslassen, ist es ein bildhaftes Zeichen für Halt und Zuneigung.
Am ersten Absatz des Treppenhaus beginnt der kurvige Aufstieg des Schwuppdiwupp: In Schlangenbewegungen arbeitet es sich langsam mäandernd die Wand hinauf und überwindet dabei Hindernisse und Widerstände – wie ein Fluss, der sich seinen Weg bahnt oder umgekehrt: wie eine Wurzel, die nach Tiefe greift.
Mittels Transformation und Adaption fügen sich die drei Schwuppdiwupp-Skulpturen in der Architektur zu einem vielfältigen Ganzen und offenbaren sich durch Farbe, Form und modularen Aufbau: lichtblau, bewegt, polyvalent.