Am 28. Januar 2016 tagte das Preisgericht zum Kunst am Bau-Wettbewerb „Umbau Schulstandort Berolinastraße“ und empfahl einstimmig den Entwurf „Kulisse“ der Gruppe msk7 (Mona Babl, Kati Gausmann, Ricarda Mieth und Anja Sonnenburg) zur Realisierung. Der Schulstandort in der Berolinastraße 8 in Berlin-Mitte wird nach Aufheben der Berolina-Oberschule 2010/ 2011 durch eine Schule mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“ nachgenutzt. Derzeit sind 11 Klassen mit 86 Schülerinnen und Schülern in provisorischen Räumen untergebracht. Im Zusammenhang mit den Umbaumaßnahmen lobte das Bezirksamt Mitte von Berlin entsprechend der Anweisung Bau einen nichtoffenen, einstufigen Kunst am Bau-Wettbewerb aus. Für die Realisierung des Kunstprojekts stehen insgesamt bis zu 75.500 Euro zur Verfügung. Darin enthalten sind alle Kosten für Honorare, Regie-, Material- und Herstellungskosten einschließlich sämtlicher Nebenkosten. Die Fertigstellung und Einweihung des Neubaus sowie der Kunst ist für den 1. Bauabschnitt für 2017 und die Außenanlagen für 2019/2020 geplant. Der Umbau ist im laufenden Betrieb vorgesehen.
Zur Teilnahme an dem Wettbewerb waren eingeladen die Künstlerinnen und Künstler John Bock, Andrea Böning, Nol Hennissen, Ivan Lacaze, Wolfgang Schlegel, Claudia Schmacke sowie die Gruppe msk7 (Mona Babl, Kati Gaus- mann, Ricarda Mieth und Anja Sonnenburg). Nach umfänglicher Würdigung aller Wettbewerbsbeiträge sprach das Presigericht eine Realisierungsempfehlung für den Wettbewerbsentwurf der Gruppe msk7 aus. Msk 7 realisiert seit 2004 in unterschiedlicher Zusammensetzung Arbeiten, die den Blick auf den öffentlichen Raum lenken und die öffentliche Wahrnehmung historischer und gegenwärtiger Zusammenhänge schärfen. Mehr Informationen zu msk7 finden Sie hier.
Das Preisgericht setzte sich zusammen aus dem Auslober, vertreten durch Sabine Smentek, Bezirksstadträtin für Jugend, Schule, Sport und Facility Management sowie Sabine Weißler, Bezirksstadträtin für Weiterbildung, Kultur, Umwelt und Naturschutz, Monika Fürnkranz-Kluge, Rektorin der Charlotte-Pfeffer-Schule und die freien Bildenden Künstlerinnen und Künstler Katrin Glanz, Susanne Lorenz, Seraphina Lenz, Harry Sachs, Katinka Theis und Albert Weis. Die Wettbewerbsentwürfe werden vom 8. bis 19. Februar 2016 im Rathaus Mitte, Karl-Marx-Allee 31, 10178 Berlin, Raum 1.116 (11. Stock) präsentiert. Der Eintritt ist frei. Der Raum ist barrierefrei zugänglich. Besucherzeiten sind von Montag bis Freitag, 10-14 Uhr.
Wettbewerbsbeitrag
“Kulisse” integriert sich in das architektonische Konzept des Neubaus und lenkt die Aufmerksamkeit auf ein prominentes Detail des ursprünglichen Schulgebäudes. Das Wandbild aus DDR-Zeiten, dessen Titel und Urheber unbekannt sind, verbindet figürliche und abstrakte Motive. “Kulisse” übernimmt Teile der frei interpretierbaren, abstrakteren Motive des Mosaiks und setzt sie zu neuen Bildern zusammen. Mit der Verdichtung und Überlagerung der zitierten Bildausschnitte eröffnen sich neue Assoziations- und Deutungsmöglichkeiten. Die Lust am Entdecken der sich wiederholenden Bildausschnitte ermöglicht einen spielerischen Abgleich zwischen den zwei bildnerischen Arbeiten. Damit entsteht ein Dialog zwischen den künstlerischen Momentaufnahmen zweier Generationen und unterschiedlicher politischer Systeme.
Wettbewerbsbeitrag
“Das Runde” sind zwei miteinander in Beziehung stehende ungleich große Kugeln. Das große Runde umfasst Eingangsbereich, Lift und Treppenhaus und macht diese Transiträume als Zentrum erkennbar. Die kleine Kugel mit einem Durchmesser von 1 Meter steht in der Achse des Foyers im Außenraum auf dem Spielplatz. Diese Kugel soll haptisch erfahrbar und schnell begreifbar sein. Das Runde lädt ein, nicht nur Begrifflichkeiten wie „innen“ und „außen“, „klein“ und „groß“ zu erfahren, sondern auch das eigene Ich in Beziehung zu seiner Lebenswelt zu verstehen.
“Das Runde” von Andrea Böning
Wettbewerbsbeitrag
Im Treppenhausfoyer wird ein Drehstuhl installiert. Sitzfläche, Lehne und Armlehnen sind dabei stark der Form des Karlsthrons nachempfunden, jedoch aus Beton statt aus Steinplatten wie das Original. Auf diesem “Chefsessel” kann jede Schülerinnen und jeder Schüler, jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter der Schule sowie die Eltern Platz nehmen und spielerisch zum Chef werden. Im Treppenhaus entsteht darüber hinaus eine Ahnengalerie mit Portraits der Personen im “Chefsessel”.
Wettbewerbsbeitrag
“Blanche-Neige” ist ein plastisches Wandbild im Eingangsbreich bestehend aus individuell gestalteten Porzellanzellen. Die Elemente der Installation werden unter Anleitung der Künstlerin von den Kindern der Schule geformt: die Berührung kann minimal sein, ein oder mehrere Finger oder das Material wird mit Füßen bearbeitet. Jedes Kind soll hierbei individuell seinen Zugang und seine individuelle Ausdrucksform finden. Die Arbeit ist inspiriert von der Methode des „Tonfelds“ 1972 von Prof. Dr. Deuser.
“Blanche-Neige” von Claudia Schmacke
Wettbewerbsbeitrag
Das Thema der Orientierung im Schulraum spielt gerade an der Charlotte-Pfeffer-Schule eine besondere und umfassende Rolle. Kunstvoll in Patchwork gefertigte Fahnen greifen das schulinterne Symbolsystem auf, das die Klassenräume markiert. Die Fahnen als Textilobjekte treten aus der Zweidimensionalität der stark reduzierten Piktogrammschildchen an den Klassenzimmertüren heraus in die Dreidimensionalität. Im Gegensatz zu einem festen, statisch installierten Material zeichnet sich das Stoffobjekt durch eine fließende, weiche Beweglichkeit aus.
Wettbewerbsbeitrag
Die Hausnummer 8 der Berolinastraße wird zum doppeldeutigen Zeichen vor dem Haupteingang als Großskulptur installiert. Die Skulptur in Form der arabischen Ziffer 8 verweist in der Frontalansicht auf die Postadresse (ein Identifikationsmerkmal). Beim Umgehen der Skulptur wiederum nimmt diese ständig eine neue Form an, sie wird zu einer unendlichen Schleifenform, eine Linie die immer in Bewegung ist, ohne Anfang und ohne Ende.
“ohne Titel” von Nol Hennissen
Wettbewerbsbeitrag
Eine kinetische Skulptur im Lichthof aus 84 textilen Windfängerelementen, die von drei Ventilatoren zu einem sich ständig wechselnden Formen- und Lichtspiel angetrieben werden. Das Mobile bringt Licht und Bewegung zusammen und greift somit die Philosophie der Schule wieder auf. Charlotte Anna Pfeffer hatte in den 1930er-Jahren Musik und Rhythmik als neues pädagogisches Konzept angewandt und förderte damit die Wahrnehmung und Motorik.