Am 22. Juni 2018 tagte das Preisgericht zum nichtoffenen, einphasigen, anonymen Kunst am Bau-Wettbewerb im Zusammenhang mit der Sanierung und Umbau des Kinder-, Jugend- und Familienzentrums am Nauener Platz.
Zur Teilnahme an dem Wettbewerb eingeladen wurden die Künstler*innen Susanne Bosch, Sol Calero, Klaas Hübner, Jasmina Lobet und Luis Pons sowie Alice Musiol. Unter Vorsitz des Künstlers Thorsten Goldberg diskutierte das Preisgericht umfänglich alle eingereichten künstlerischen Entwürfe und sprach einstimmig eine Realisierungsempfehlung für den Entwurf „kommen und gehen | verweilen“ der Künstlerin Susanne Bosch aus. Der Entwurf „Weight“ von Alice Musiol erhielt den 2. Platz, „Casa Nauener“ von Sol Calero den 3. Platz. Das Kinder-, Jugend- und Familienzentrum am Nauener Platz ist ein Ort, an dem sich Nutzer*innen unterschiedlichen Alters und Herkunft begegnen, treffen, und auch wieder auseinandergehen. Sie bilden aber an diesem Ort stets „ein temporäres zweites Zuhause“ wie Susanne Bosch schreibt. Dies nimmt sie als Ausgangspunkt für ihre Arbeit „kommen und gehen | verweilen“:
„Fünf ausgewählte Kartografien (Alters-Ratio in der Gegend, Weltsprachen, Sportarten, Lieblingsessen, globale Bewegung) werden als Grundlage verwendet, um […] die unsichtbaren Ströme des Zusammenseins zu vergegenwärtigen. [Denn] Kartografien dienen als journalistisches Genre und Ausdrucksform, Informationen darstellend zu de- und rekonstruiert, aus denen die Welt und die Strukturen der Macht, die sie bewohnen, zu verstehen sind. Daten kann man als Mittel für soziales Bewusstsein und Engagement verstehen. Karten sind Informationsträger und bieten eine Perspektive auf die Welt durch ihre eine visuelle Präsentation.“ Gemeinsam mit den Nutzer*innen des Familien- und Jugendzentrums möchte sie diese Kartografien erstellen und anschließend zur Gestaltung von Wänden, Böden und Tischoberflächen nutzen. Die Kunst am Bau wurde im Rahmen der Baumaßnahme „Sanierung und Umbau Komplex Nauener Platz“ realisiert und wurde aus Mitteln des Programms „Sanierung kommunaler Einrichtungen im Bereich Sport, Jugend und Kultur“ des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen und dem Bezirksamt Mitte von Berlin finanziert. Die Kosten für den Entwurf und die Umsetzung des Siegerentwurfs betragen insgesamt 47.000,00 Euro.
Mitglieder des Preisgerichts waren: Hadi Safa, Nutzer des Familien- und Jugendzentrums am Nauener Platz, Sabine Weißler, Bezirksstadträtin für Weiterbildung, Kultur, Umwelt, Naturschutz, Straßen und Grünflächen sowie die Künstler*innen Thorsten Goldberg, Dr. Cristina Gómez Barrio, Christian Hasucha, Sophia Lembcke, Mirjam Thomann
Jugendliche er-wachsen aus einer Kindheit ins Erwachsenenwerden und bewegen sich von einem Zustand in den nächsten.
Stadteilbewohner_innen beleben und verlassen Orte.
Essen wird serviert und wird gegessen.
Getränke werden serviert und werden getrunken.
Gäst_innen kommen, verweilen und gehen wieder.
Workshops, Seminare, Feste, Teilnehmergruppen formieren sich temporär, verweilen und gehen wieder.
Und trotzdem dient ein solcher Ort gewünscht als ein temporäres zweites Zuhause.
„Fünf ausgewählte Kartografien (Alters-Ratio in der Gegend, Weltsprachen, Sportarten, Lieblingsessen, globale Bewegung) werden als Grundlage verwendet, um […] die unsichtbaren Ströme des Zusammenseins zu vergegenwärtigen. [Denn] Kartografien dienen als journalistisches Genre und Ausdrucksform, Informationen darstellend zu de- und rekonstruiert, aus denen die Welt und die Strukturen der Macht, die sie bewohnen, zu verstehen sind. Daten kann man als Mittel für soziales Bewusstsein und Engagement verstehen. Karten sind Informationsträger und bieten eine Perspektive auf die Welt durch ihre eine visuelle Präsentation.“ Gemeinsam mit den Nutzer*innen des Familien- und Jugendzentrums möchte sie diese Kartografien erstellen und anschließend zur Gestaltung von Wänden, Böden und Tischoberflächen nutzen.
Das Wandbild soll die Wände um den Treppenaufgang Richtung Foyer und zum großen Saal im Bauteil 3 bedecken. Die Künstlerin
möchte den Familien und jungen Menschen, die den Raum betreten, eine Umgebung der Offenheit bieten und eine Referenz an Vielfalt, um so die Dynamiken interkultureller Beziehungen,
die im Gebäude stattfinden, widerzuspiegeln. Das Bild selbst soll sich zusammensetzen aus Verweisen auf Natur und Architektur, indem ikonische Formen einer kulturübergreifenden Bildsprache verwendet werden. Diese Formen sind überwiegend synthetische Darstellungen natürlicher Elemente wie Pflanzen und Früchte.
In einer Station der Metro
Das Erscheinen dieser Gesichter in der Menge;
Blütenblätter auf einem nassen, schwarzen Ast.
Ezra Pound (1913)
Bei der künstlerischen Arbeit Weight handelt es sich um Wandzeichnungen, die mit Graffiti verglichen werden können.
Ein in farbige Zeichentusche getauchter Zeigefinger wird direkt auf die Wand aufgetragen bzw. gestempelt, bis der Abdruck nicht mehr zu sehen ist.
Dann wird er wieder in Tusche getaucht und
erneut an die Wand gedrückt.Bei der Arbeit Weight steht der Fingerabdruck symbolhaft für die Reduktion des Menschseins auf
sein individuelles Zeichen/Kürzel, das auch als geschriebenes Wort oder als individuelle Handschrift seines biologisch einzigartig beschaffenen Fingers gelesen werden kann. Das Auftauchen seiner Präsenz und das langsame Verschwinden wird im Verblassen des
Tuschabdrucks auf dem Untergrund sichtbar.
Es ist der Impuls die körperliche Präsenz an einem bestimmten Ort visuell zu bestätigen.
Das Projekt besteht aus mehreren Skulpturen in der Form der fünf platonischen Körper, die verteilt auf dem Familiengarten des Familienzentrums stehen sollen. Diese Skulpturen sind nicht nur anschaubar, sondern auch nutzbar als Spielplatz-Geräte, und sie sollen für diejenigen zur Verfügung stehen, die den Familiengarten im Alltag benutzen, nämlich die Kinder und ihre Eltern.
Der Wirbelgarten ist eine begrünte kinetische Klanginstallation für den Garten des Familienzentrum am Nauener Platz. Die Gestaltungsidee für die Pflanzbeete geht von der Drehbewegung der Klanginstallation aus. Der Entwurf soll unter Beteiligung der Nutzer des Familiengartens umgesetzt und erweitert werden.
Die Klänge werden durch manuell betriebene Corrugaphones erzeugt. Ein Corrugaphone ist ein gewelltes Rohr, dass durch Rotation einen Luftstrom erzeugt und dadurch einen konstanten Ton erklingen lässt. Durch ein physikalisches Phänomen variiert der erzeugte Ton im Verhältnis zur Geschwindigkeit in harmonischen Intervallen (Quinte) und kann bis zu fünf Obertöne erzeugen.